„…ich bin auch FARBIG, ich bin ROSA!“
Rainer Wöffler, einer der versiertesten Blueskenner überhaupt, ist der Meinung, ohne Fritz Rau und das American Blues Festival hätten es Eric Clapton – und damit wohl auch John Mayall, Jeff Beck und die Stones nie geschafft. Denn sie starteten Ihre Karriere mit Songs der Festival-Protagonisten.
Und die kannte bis dato tatsächlich fast niemand auf der Insel und erst recht nicht auf dem Kontinent. Und man kann mutmaßen, dass auch Mike Vernon, der englische Alan Lomax (mehr über Mike Vernon an anderer Stelle auf Bluesland.de) davon inspiriert wurde.
Tatsächlich haben Fritz Rau und Horst Lippmann den Blues nach Europa, auf die Insel, nach Deutschland geholt. Namen wie Lighnin’ Hopkins, Willie Dixon, Muddy Waters, Sunnyland Slim, Howlin’ Wulf, Sleepy John Estes, T-Bone Walker, Jimmy Reed oder Sunnyboy Williamson (um nur einige zu nennen) waren so gut wie unbekannt.
Horst Lippman galt damals als Grand Seigneur in der Jazz-Szene und wurde, nach dem er Fritz Rau ins Boot geholt hatte, für alle sichtbar als Veranstalter vorangestellt: Lippmann + Rau. Es wird erzählt, dass Rau anfänglich als „Mädchen für Alles“ eingesetzt wurde und z.B. die ehrenvolle Aufgabe zugeteilt bekam, die Stones vor ihrem Auftritt vom Whisky ferrnzuhalten…
Die Verdienste von Fritz Rau für die Musik sind schier unermesslich. Er galt nicht nur für Mick Jagger als „Godfather“, er war genauso für Howard Carpendale der Steuermann durchs Schlagergeschäft, war unentbehrlich für die Scorpions und kümmerte sich um das deutschsprachiges Oevre von Udo Lindenberg bis Peter Maffay.
Ich lernte Fritz Rau Mitte der 70er kennen, als er noch voller Leibesfülle war – kurz vor seiner schwerwiegenden Krankheit, die sein Leben total veränderte und ihn zu einem nachdenklicheren und gelassenen Menschen machte. Ich durfte einige Tourneeplakate gestalten (Johnny Cash, Soft Machine, Billy Swan, Harold Melvin, The Tree Degrees, ja, auch Dunja Rajter :)) und erlebte ihn als impulsiven und bestimmenden Menschen.
Er liebte aber vor allem die schwarze Musik in allen Facetten – bis hin zum „Phillysound“. Einmal blaffte er mich an, als er mal wieder die schwarze Musik als das einzig Wahre anpries: „Guck net so, ich bin auch FARBIG! Ich bin ROSA!“. Und meinte damit seine damals durch Hektik und Medikamente in Mitleidenschaft gezogene Gesichtsfarbe.
Friedhelm „Freddie“ Meinaß