Muddy Waters

Father of Chicago Blues

Die Geschichte von einem, der auch die „Mother“ hätte sein können, weil er allen den Blues gab wie eine Mutter die Milch.

Die Platte hatten wir alle schon gehört „The last Walz“, der Abschied von The Band, der Lieblingsbegleitband von Bob Dylan mit Robbie Robertson als spiritus rector. Dass es davon einen Film gab, wussten wir nicht. Aber die Kneipe hatte einen großen Bildschirm und da lief das Video. Neueste Technik. Wir saßen davor und waren ergriffen.

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So lernte ich den Blues kennen.

Wir waren damals junge Kerle, hatten etwas mehr als drei Griffe drauf, hörten den ganzen Tag Radio Luxemburg (der Sprecher war Frank Elstner!) denn bei uns gabs ja nur zu hören „Die Fischerin vom Bodensee“ „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“ und damals ganz wild Vico Torriani als Rocker: „Siebenmal in der Woche will ich ausgehn“. Da liefen bei Radio Luxemburg schon andere Sachen: Jerry Lee Lewis – den kannte zwar keiner aber da gings ab. Na und der damals schon unsägliche Peter Kraus sollte der deutsche Elvis sein. Elvis kam dann selber rüber und sang „Muss i denn zum Städtele hinaus“.

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Ich war ein Großmaul und wusste nichts vom Blues.

Anfang der 70er, ich arbeitete in der grafischen Abteilung der CBS-Schallplatten (The Sound of the Seventies war der hauseigene Slogan), war kurz davor Chef der Grafik zu werden, war gut drauf. Besonders an diesem Tag – Kollege und Fotograf Pudenz hatte einen ausgegeben.

Ins Studio schneite Werner Wunderlich, seines Zeichens Pressechef. „Könnten sie mir mal aushelfen, hier auf dem Foto muss der Cola-Schriftzug raus, das ist ja Werbung. Müsste das heute noch zur Post geben“. Das Foto zeigte Willie Dixon breit grinsend am Bass.

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Die vielleicht wahre Geschichte des Blues

Also noch lange vor Adam und Eva – vom Anbeginn der Welt – war da eine Gitarre, ein Piano, ein Schlagzeug, wahrscheinlich auch ein Bass, diverse Pfeifen, Saxophone und Trompeten sowie anderes Geraffel. Und es gab Menschen, die hatten den Blues. Wie das dann alles zusammen fand, das erfahrt ihr im Bluesland.de …

St. Blues – die „heiligen“ Gitarren aus Memphis

Jimi Hendrix baute sie sich selbst – mit nur einer Saite und die war aus Gummi. Generationen von Bluesplayern nicht nur im Mississippi-Delta bauten sich solche Instrumente.

Lightnin’ Hopkins, Blind Willie Johnson und sogar Carl Perkins (Blue Suede Shoes) hatten mangels Masse zuerst auch keine Wahl: die Cigarbox-Gitarre hat eine lange Tradition und ist heute Kult für jeden Bluesplayer.

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Der Blues

„Blues ist eine vokale und instrumentale Musikform, die sich in der afroamerikanischen Gesellschaft in den USA Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hat.

Der Blues bildet die Wurzel eines Großteils der populären nordamerikanischen Musik. Jazz, Rock, Rock ’n‘ Roll und Soul sind nah mit dem Blues verwandt. Selbst in aktuellen Stilrichtungen wie Hip-Hop ist ein Nachhall des Blues zu spüren.

Eine häufig auftretende Bluesform hat zwölf Takte, die Melodie wird mit drei Akkorden (harmonische Grundfunktion) begleitet. Das Wort Blues leitet sich von der bildhaften englischen Beschreibung I’ve got the blues bzw. I feel blue („ich bin traurig“) ab.“

So die eher nüchterne Beschreibung im Online-Nachschlagewerk Wikipedia. Aber was genau ist denn nun eigentlich „Der Blues“?

1. Der Versuch einer Annäherung

Als meine Eltern damals auf unserem Bandplakat den Zusatz „Bluesband“ entdeckten, war die Freude groß. Sie dachten, von nun an spielt der Junge nur noch so Sachen wie „Love me tender“ von Elvis oder den ihren heißgeliebten Slow-Fox. Also Sachen, die sie als „Schieber“ kannten, langsame Stücke, bei denen man sich auf der Tanzfläche näherkommen konnte. Auf jedenfall aber Musik, die nicht so laut sein wird.

Na ja, die Enttäuschung war ziemlich groß, als sie merkten, dass es beim „Blues“ auch ziemlich abging. Wie groß aber war das entsetzen, als mein Vater sah, wie sich unser Sänger mit einer solch kleinen Bluesharp abquälen musste: „Jetzt habt ihr solche großen Verstärker und alles so Sachen – kann er sich nicht mal eine größere Mundharmonika kaufen?“. Vattern spielte ja auch, ich erinnere mich an unsägliches Vorspielen während langer Wanderungen duch Flora und Fauna .

Ich habe mich oft gefragt, warum mich der Blues so packte und an allen meinen Altvordern so vollkommen abprallte. Als meine Brüder dann auch noch infiziert wurden, war bei meinen Alten der Glaube an das Gute im Menschen endgültig vorbei: „..ach Junge, du bist doch so musikalisch – warum machst du keine richtige Musik???“.

Wir spielten selbstverständlich auch andere Richtungen, Rockabilly, Rock’n’Roll, Soul, R&B – auch der Funk kam manchmal durch und es konnte auch Hard and Heavy werden. Aber geblieben ist der Blues. Gordon Ash hatte es einmal auf den Punkt gebracht: „Wenn ich morgens oder wann auch immer aufstehe und BB King höre, weiss ich was wichtig ist im Leben…“. Ist vielleicht mit einem Augenzwinkern zu verstehen, sagt aber eigentlich alles über den Blues und das Feeling, das er vermittelt.

Hier wären wir auch beim ersten Versuch einer Analyse der Bestandteile des Blues – dem Feeling. Man kann das nicht vermitteln, man muss es im wahrsten Sinn des Wortes „erfühlen“. Wenn es dich nicht erreicht, kannst du „aufhören weiterzuhören“.

Es wäre verschwendete Lebenszeit.

Wenn dir aber bei Robert Johnson’s „Cross Road Blues“, bei Peter Greens Version von „Shake your money-maker“ oder bei John Lee Hookers „I’m in the mood for love“ die Finger jucken, die Beine zucken oder das Herz den Kasper kriegt – dann bist du beim Blues angekommen. Da ist es egal, ob er aus dem Delta, aus London oder aus Chicago kommt.

2. Der Versuch einer Einordnung

Der Blues hat viele Väter und Mütter, er wird mit der Gitarre gespielt, auf dem Piano, auf der Harp, mit dem Sax. Er wird sogar auf dem in Deutschland für die sog. Volksmusik so beliebten Akkordeon gepielt, wie die Brüder Chenier es mit ihrem „Black Snake Blues“ bewiesen. Die Arhoolie-Aufnahmen aus dem Jahre 67 sind tolle Beweise dafür, wie frei der Blues sein kann und ist und war. Sie verbanden die Cajun-Music mit Rhythm and Bues und der vorhandenen nötigen Lebensfreude und -Sehnsucht. Clifton spielte die Quetschkommode während sein Bruder das umgehängte Waschbrett rauf- und runtersemmelte. Und heraus kam der Blues.

Und hier sind wir schon bei der Abgrenzung, Beschreibung und der Definition der Stile. Sie sind äusserst Aufschlussreich für denjenigen, der sich dem Thema nähern will oder schon dabei ist.

Für alle, die vielleicht auch demnächst auf der Bühne stehen wollen – oder auch nur mit Freunden jammen oder einfach nur hören wollen.

Im angelsächsischen Bereich gibt es den Ausdruck: „…to make ends meet…“. Beim Blues können sich Weltschmerz und Lebensfreude, Schwarz und Weiss (wenn es das denn wirklich gibt) treffen und sind sich einig.

Mehr Infos zu den einzelnen Richtungen des Blues findet Ihr hier:

Delta Blues

Im Mississippi-Delta fing alles an – oder?

Der Blues ist Schwarz, zumindest seine Wurzeln. Die Sklaven hatten ihr Rhytmusgefühl aus Afrika mitgebracht und verloren es nie. Die Qual und Schmerzen, durch die sie mussten – aber auch die ungebrochene Lebensfreude, die unendliche Sehnsucht waren die Ursachen , die auch heute noch in jedem Blues mitschwingen. Und die den Blueser in uns ausmachen.

Delta Blues

Der Blues stammt eindeutig aus dem Mississippi-Delta, nicht ganz am Delta, eher etwas davor, wo es Plantagen und Farmarbeit in Hülle und Fülle gab und sich die Weissen der Schwarzen bedienten, um die Plackerei geregelt zu bekommen.

Das dies oft zu unmenschlichen Bedingungen führte, ist unbestritten. Am dem Tag, als der erste Farmarbeiter, vermutlich noch ein Sklave, sich auf dem Feld aufrichtete und in den Himmel rief „…oh Lord Have Mercy To Get Me Outa This Mess“ – da war der Urschrei des Blues zu hören.

Der Blues kommt also eindeutig aus dem Missisippi-Delta. Einfach weil im Süden sich alles zusammenfand.

Der Blues war am Anfang eigentlich nur „Call and Response“, vielleicht am Besten übersetzt mit „Frage und Antwort“. Er war am Anfang nicht zwingend 12-taktig, er konnte auf 24 Takte gedehnt werden, er brauchte keine Akkordwechsel, er wurde nach den Worten geformt, die dem Sänger einfielen.

Später, als der Blues 12taktig wurde (siehe unseren Menüpukt: Formen des Blues), klauten die Weissen ihn und nutzten seine Abläufe um Rockabilly und Rock’n’roll zu machen. Auch der zuerst schwarze Boogie-Woogie aus den 20ern folgte nicht immer eindeutig den Regeln. Und selbst Chuck Berry, der schwarze Rock’n’Roller, hat das Bluesschema noch nach belieben gedehnt. Bei „oh Carol“ aus dem Jahre 58 nutzt er die Verse um „Call and Reponse“ mit seinem Gesang als Call und dem typischen Chuck-Berry-Riff als Response und macht nach dem 12taktigen Intro einfach einen 24-takter daraus.

Der Delta Blues war rau und unwirsch, war Anklage und Selbstschmerz zugleich.

Dass der Blues auch weiss werden konnte ist vielleicht auch – mit ganz leichtem Augenzwinkern – dadurch zu erklären, dass ja auch der europäische Auswanderer vor dem Verlassen seiner Heimat auf dem Felde sang: „ …oh Gott, erbarme dich unser und errette mich!“. Die bis heute in der Heimat gebliebenen singen das ja immer noch. Gerettet wurde bis heute eh noch keiner, sei er schwarz oder weiss 😉

Aber im Ernst – der Delta-Blues kam aus dem Schmelztiegel der hart arbeitenden Afro-Amerikaner, der Mescaleros, der europäischen Einwanderer und der Indianer. Er hatte im Verlauf der Zeit eine ganze Familie um sich herum geschart, wobei sein Bruder, der Country-Blues unprätentiöser als der derb-archaische Delta-Blues daherkam. Weitere Geschwister wohnten in der Umgebung, von New Orleans bis Texas. Die Interpreten verdienten sich als „Songster“, also als Unterhalter, nicht nur mit Blues, auch mit anderem Tralala ihren Lebensunterhalt. Und dann, spätestens nach der großen Weltwirtschaftskrise, begann der Zug in die Stadt, die Landflucht.

Sie endete hauptsächlich in der aufstrebenden Industriestadt Chicago, die sich mit Schwarzen in kürzester Zeit füllte. Lebten vor 1900 gerade ein paar hundert von Ihnen dort, waren es schon bald nach der Rezession hunderttausende. Das ging bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, wobei die Millionengrenze bald erreicht wurde.

Wir wollen über die vielleicht wichtigsten Protagonisten des Delta Blues berichten, ohne die Vollständigkeit garantieren zu können oder zu wollen. Die Einzelnen Heroes möchten wir in lockerer Folge vorstellen und Geschichten dazu erzählen. Denn der Umstand, sie überhaupt zu kennen, verdanken wir u.a. der hervorragenden Arbeit der „Library of Congress“ die in den 20er des vorigen Jahrhunderts den Delta-Blues und seine Vertreter auf Rille presste. Und es werden noch hunderte mehr gewesen sein, die zu Hause, an der Straße oder im Knast den Blues spielten und sangen. Lord Have Mercy.

Delta Blues:
John Lee Hooker

Country-Blues:
Furry Lewis

(wird fortgesetzt)

Chicago Blues

Als der Blues in die Stadt kam, ging es ihm wie jedem Landei. Er wurde übers Ohr gehauen, belächelt und nicht ernst genommen. Bis sie in der City erkannten, welch ungeheure Kraft und Energie er verbreitete und erzeugte. Der Landei-Blues wurde elektrisch, wurde eine Band mit Blech und Tröte und zog sich gut an. Er nahm sich das Piano und wurde stadtfein. Später gebar er den Rhythm & Blues und wurde von den Weissen beklaut, was sie dann Rockabilly und Rock’n’Roll oder auch Blues-Rock nannten.

Aber beklaut hin oder her. Wenn sich heute Herr Müller ein Auto kauft und sich seine geilen Alufelgen aussucht – da denkt er auch nicht mehr an seine Ur-Ahnen, die das Rad erfunden haben. Denn die Schwarzen beklauten wiederum den Rock’n’Roll und machten Hip Hop und Rap daraus. Und der weisse Eminem klaute wieder zurück. Ist ok.

Zurück nach Chicago. Die Einbeziehung des Pianos ließ auch die Damenwelt aufhorchen und mitsingen. Ma Rainey oder Bessie Smith nahmen sich den Blues zwar schon vorher, wurden aber von der Stadtwelle glücklicherweise erfasst und hochgetragen. Und die Piano-Spieler konnten endlich ihren Boogie-Woogie städtisch machen. Leider überrannten sich manche gegenseitig im immer-schneller-Spielen und vergaßen den Blues, in dem sie ihn vorführten, ähnlich den Klaviervirtouosen des 19. Jahrhunderts, wo Franz List und Co. Klavierduelle zum Besten gaben, um herauszufinden, welcher wohl der Beste, also schnellste sei. Das machen viele Boogie-Woogie-Spieler ja immer noch.

Hier eine Auflistung der Chicago-Blues-Heroes über die wir berichten oder berichten werden. Die Liste wird nie vollständig sein. Aber mit dem Herzen und mit der Seele ausgewählt.

Muddy Waters

(wird fortgesetzt)

Rhythm and Blues (RnB)

Geniale DAI-Version folgt!

Solange sagt Wikipedia: Rhythm and Blues (auch Rhythm & Blues, abgekürzt: R&B, R ’n’ B oder auch RnB) bezeichnet den in den 1940er-Jahren vorherrschenden Stil afroamerikanischer Popmusik: eine rhythmisch stark akzentuierte Form des Blues, aus der später Rock ’n’ Roll, die von Weißen gespielte und produzierte Form des Rhythm and Blues, wurde.

Der Begriff Rhythm and Blues tauchte 1941 nach einem Tantiemen-Streit zwischen der amerikanischen Urheberrechtsgesellschaft ASCAP und den Rundfunkanstalten der USA erstmals als Gattungsbegriff auf, um den als diskriminierend empfundenen Begriff Race Music zu ersetzen. So betitelte das Billboard-Magazin ab 1949 eine seiner Spartenhitparaden mit Rhythm and Blues. Den Begriff soll Jerry Wexler geprägt haben, der damalige Journalist und spätere Produzent des Plattenlabels Atlantic Records. In der amerikanischen Musikindustrie wird der Begriff so bis heute auch als Sammelbezeichnung für afroamerikanische Mainstream-Musik verwendet.

In den 1980er- und 1990er-Jahren erfuhr der Begriff eine Neudeutung und bezeichnete Verbindungen von Popmusik und Soul (Michael und Janet Jackson, Whitney Houston, Lionel Richie, Prince), beziehungsweise später eine Verbindung von Popmusik und Hip-Hop. Zur genaueren Abgrenzung werden hierfür häufig die Begriffe „Contemporary R&B“, „Rhythm ’n’ Beat“, „Rap ’n’ Beat“ oder „R&B“ (ausschließlich als Kürzel) verwendet.

Kim Wilson

„König der Bluesharp“

Die Bluesharp: Der Dampfhammer des Blues.

Eigentlich war alles anders. Er wollte Popstar werden, trug die Haare gefönt, lang und gewellt, zog schicke Klamotten an. Aber: er hatte eine Stimme wie Donnerhall. Dann traf er Jimmy Vaughan, den „großen“ Bruder von Stevie Ray Vaughan. Jimmy war der Lehrmeister von SRV, schon allen weil er älter war und schon ein paar Jahre länger Gitarre spielte.

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