Als der Blues in die Stadt kam, ging es ihm wie jedem Landei. Er wurde übers Ohr gehauen, belächelt und nicht ernst genommen. Bis sie in der City erkannten, welch ungeheure Kraft und Energie er verbreitete und erzeugte. Der Landei-Blues wurde elektrisch, wurde eine Band mit Blech und Tröte und zog sich gut an. Er nahm sich das Piano und wurde stadtfein. Später gebar er den Rhythm & Blues und wurde von den Weissen beklaut, was sie dann Rockabilly und Rock’n’Roll oder auch Blues-Rock nannten.
Aber beklaut hin oder her. Wenn sich heute Herr Müller ein Auto kauft und sich seine geilen Alufelgen aussucht – da denkt er auch nicht mehr an seine Ur-Ahnen, die das Rad erfunden haben. Denn die Schwarzen beklauten wiederum den Rock’n’Roll und machten Hip Hop und Rap daraus. Und der weisse Eminem klaute wieder zurück. Ist ok.
Zurück nach Chicago. Die Einbeziehung des Pianos ließ auch die Damenwelt aufhorchen und mitsingen. Ma Rainey oder Bessie Smith nahmen sich den Blues zwar schon vorher, wurden aber von der Stadtwelle glücklicherweise erfasst und hochgetragen. Und die Piano-Spieler konnten endlich ihren Boogie-Woogie städtisch machen. Leider überrannten sich manche gegenseitig im immer-schneller-Spielen und vergaßen den Blues, in dem sie ihn vorführten, ähnlich den Klaviervirtouosen des 19. Jahrhunderts, wo Franz List und Co. Klavierduelle zum Besten gaben, um herauszufinden, welcher wohl der Beste, also schnellste sei. Das machen viele Boogie-Woogie-Spieler ja immer noch.
Hier eine Auflistung der Chicago-Blues-Heroes über die wir berichten oder berichten werden. Die Liste wird nie vollständig sein. Aber mit dem Herzen und mit der Seele ausgewählt.
(wird fortgesetzt)