„Blues ist eine vokale und instrumentale Musikform, die sich in der afroamerikanischen Gesellschaft in den USA Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hat.
Der Blues bildet die Wurzel eines Großteils der populären nordamerikanischen Musik. Jazz, Rock, Rock ’n‘ Roll und Soul sind nah mit dem Blues verwandt. Selbst in aktuellen Stilrichtungen wie Hip-Hop ist ein Nachhall des Blues zu spüren.
Eine häufig auftretende Bluesform hat zwölf Takte, die Melodie wird mit drei Akkorden (harmonische Grundfunktion) begleitet. Das Wort Blues leitet sich von der bildhaften englischen Beschreibung I’ve got the blues bzw. I feel blue („ich bin traurig“) ab.“
So die eher nüchterne Beschreibung im Online-Nachschlagewerk Wikipedia. Aber was genau ist denn nun eigentlich „Der Blues“?
1. Der Versuch einer Annäherung
Als meine Eltern damals auf unserem Bandplakat den Zusatz „Bluesband“ entdeckten, war die Freude groß. Sie dachten, von nun an spielt der Junge nur noch so Sachen wie „Love me tender“ von Elvis oder den ihren heißgeliebten Slow-Fox. Also Sachen, die sie als „Schieber“ kannten, langsame Stücke, bei denen man sich auf der Tanzfläche näherkommen konnte. Auf jedenfall aber Musik, die nicht so laut sein wird.
Na ja, die Enttäuschung war ziemlich groß, als sie merkten, dass es beim „Blues“ auch ziemlich abging. Wie groß aber war das entsetzen, als mein Vater sah, wie sich unser Sänger mit einer solch kleinen Bluesharp abquälen musste: „Jetzt habt ihr solche großen Verstärker und alles so Sachen – kann er sich nicht mal eine größere Mundharmonika kaufen?“. Vattern spielte ja auch, ich erinnere mich an unsägliches Vorspielen während langer Wanderungen duch Flora und Fauna .
Ich habe mich oft gefragt, warum mich der Blues so packte und an allen meinen Altvordern so vollkommen abprallte. Als meine Brüder dann auch noch infiziert wurden, war bei meinen Alten der Glaube an das Gute im Menschen endgültig vorbei: „..ach Junge, du bist doch so musikalisch – warum machst du keine richtige Musik???“.
Wir spielten selbstverständlich auch andere Richtungen, Rockabilly, Rock’n’Roll, Soul, R&B – auch der Funk kam manchmal durch und es konnte auch Hard and Heavy werden. Aber geblieben ist der Blues. Gordon Ash hatte es einmal auf den Punkt gebracht: „Wenn ich morgens oder wann auch immer aufstehe und BB King höre, weiss ich was wichtig ist im Leben…“. Ist vielleicht mit einem Augenzwinkern zu verstehen, sagt aber eigentlich alles über den Blues und das Feeling, das er vermittelt.
Hier wären wir auch beim ersten Versuch einer Analyse der Bestandteile des Blues – dem Feeling. Man kann das nicht vermitteln, man muss es im wahrsten Sinn des Wortes „erfühlen“. Wenn es dich nicht erreicht, kannst du „aufhören weiterzuhören“.
Es wäre verschwendete Lebenszeit.
Wenn dir aber bei Robert Johnson’s „Cross Road Blues“, bei Peter Greens Version von „Shake your money-maker“ oder bei John Lee Hookers „I’m in the mood for love“ die Finger jucken, die Beine zucken oder das Herz den Kasper kriegt – dann bist du beim Blues angekommen. Da ist es egal, ob er aus dem Delta, aus London oder aus Chicago kommt.
2. Der Versuch einer Einordnung
Der Blues hat viele Väter und Mütter, er wird mit der Gitarre gespielt, auf dem Piano, auf der Harp, mit dem Sax. Er wird sogar auf dem in Deutschland für die sog. Volksmusik so beliebten Akkordeon gepielt, wie die Brüder Chenier es mit ihrem „Black Snake Blues“ bewiesen. Die Arhoolie-Aufnahmen aus dem Jahre 67 sind tolle Beweise dafür, wie frei der Blues sein kann und ist und war. Sie verbanden die Cajun-Music mit Rhythm and Bues und der vorhandenen nötigen Lebensfreude und -Sehnsucht. Clifton spielte die Quetschkommode während sein Bruder das umgehängte Waschbrett rauf- und runtersemmelte. Und heraus kam der Blues.
Und hier sind wir schon bei der Abgrenzung, Beschreibung und der Definition der Stile. Sie sind äusserst Aufschlussreich für denjenigen, der sich dem Thema nähern will oder schon dabei ist.
Für alle, die vielleicht auch demnächst auf der Bühne stehen wollen – oder auch nur mit Freunden jammen oder einfach nur hören wollen.
Im angelsächsischen Bereich gibt es den Ausdruck: „…to make ends meet…“. Beim Blues können sich Weltschmerz und Lebensfreude, Schwarz und Weiss (wenn es das denn wirklich gibt) treffen und sind sich einig.
Mehr Infos zu den einzelnen Richtungen des Blues findet Ihr hier:
- Delta-Blues
- Chicago-Blues
- Urban-Blues
(R&B, Rockabilly, Bluesrock u.a.)